Die auf einer ca. 3000-jährigen Geschichte fußende sogenannte Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) ist heute gerade in den westlichen Staaten ein integraler Bestandteil der die klassische Schulmedizin ergänzenden alternativen oder komplementären Therapieverfahren. Anders als ihr in China selbst unbekannter Name vermuten lässt, wurde sie zwar im ostasiatischen Raum entwickelt, dort aber vornehmlich in Japan, Korea und Vietnam.

Akupunktur, Shiatsu, Qigong, Diätetik und die chinesische Arzneumitteltherapie werden als die fünf Säulen der TCM bezeichnet.

Für den Manualmediziner sind insbesondere die manuellen Behandlungstechniken Shiatsu ("Akupressur") und Tuina (eine Technik ist z.B. die Fußreflexzonenbehandlung) sowie Tai Chi / Taijiqua ("Schattenboxen") und das bekanntere Qigong, die beide auch Elemente von Muskeldehnung und -entspannung enthalten, interessant. Daneben natürlich im Vordergrund steht die mittlerweile weit verbreitete Akupunktur, die z.B. in Ulm durch die Ausbildung bei der Akademie der Wissenschaften auch Eingang in die universitäre Ausbildung gefunden hat.

Die hohe Komplexität des Gedankengebäudes, das gerade hinter der Akupunktur steht, führt häufig dazu, dass auch erfahrenene Therapeuten ihre Nadeln streng "nach Kochbuch" setzen, was manchmal helfen mag, häufig aber eher unbefriedigend wirkt. Um auch dem klassischen Schulmediziner eine effektive und schnell einsetzbare Therapieoption zu eröffnen, entwickelten Prof. Mukaino (Universität Fukuoka) und der deutsche Arzt Dr. Gerhard Kölblinger, der heute in der Nähe von Ulm wirkt, 1994 eine sich an funktionellen (Bewegungs-) Einschränkungen entlang von Leitbahnen orientierende Diagnose-Technik. Die therapeutisch wichtigen, aktivierten Akupunkturpunkte werden dabei ähnlich der aus der Manuellen Medizin bekannten Irritations- und Insertionspunkte nach Bischoff und Sell manuell an Hand des lokalen Tastbefundes im Verlauf der betroffenen Leitbahnen identifiziert, wobei bevorzugt Fernpunkte gesucht werden. 1995 wurde diese Technik erstmals auf einer internationalen Sportmedizinerkonferenz in Fukuoka im Süden Japans als "Meridiantechnik" vorgestellt.

Im Rahmen von Kursen bei der MWE sowie ab 2000 auch durch deutschsprachige Kurse in Fukuoka wurde diese Technik, die insbesondere bei funktionellen Beschwerden des Bewegungsapparats (aber nicht nur da) eine schnelle und effektive Diagnostik sowie Akupunkturtherapie erlaubt, einem größeren Kreis deutscher und österreichischer Ärztinnen und Ärzte unter der Bezeichnung "Funktionelle Leitbahndiagnostik" bekannt.

Dabei bewährt sich besonders die Therapie mit Dauernadeln, die ein kleines, luftdurchlässiges Pflaster mit einer nur wenige Milimeter langen Nadel kombiniert (früher SEIRIN Junior) und damit auch eine mehrtägige Akupunkturbehandlung mit wiederholter Stimulation der Nadeln durch den Patienten erlaubt.

Diese Diagnose und Therapietechnik eignet sich ideal zur Anwendung in der truppen-, schiffs- oder fliegerärztlichen Sprechstunde im In- und Ausland. Wo keine Akupunkturnadeln zur Verfügung stehen, können die gefundenen therapeutischen Akupunkturpunkte auch mittels Akupressur effektiv behandelt werden.

Literatur: Funktionelle Leitbahndiagnostik: Effektive Schmerztherapie mit Akupunktur, Autoren: Gerald Kölblinger und Yoshito Mukaino, Haug-Verlag 2002 (leider nur noch antiquarisch zu erhalten)