Diagnostik

Die Diagnostik der segmentalen Irritationssyndrome an der BWS unterscheidet sich, ähnlich wie die Therapie an der oberen, mittleren und unteren BWS.

Für das Aufsuchen der segmentalen Irritationspunkte von TH 1 bis TH 3 hat sich folgende Technik bewährt: Der Therapeut steht symmetrisch hinter dem sitzenden Patienten und streicht sich mit beiden Daumenbeeren symmetrisch paravertebral von caudal nach cranial entlang, wobei sich im Seitvergleich seitendifferente Indurationen differenzieren lassen. Es ist jedoch keine Seltenheit, beidseits korrespondierene Irritationspunkte aufzufinden. Aufgrund der anatomischen Gegebenheiten ist eine Funktionszuordnung in Rotations-, Lordosierungs- sowie Kyphosierungsempfindlichkeit möglich.

Für die segmentalen Irritationspunkte von TH 4 bis TH 12 hat sich folgende Technik bewährt: der Patient sitzt, der Therapeut steht seitlich zu dem Patienten und stützt mit seinem Becken die Schulter des Patienten ab. Nun wird unilateral mit der Fingerbeere des Mittelfingers, welche durch den Zeigefinger von dorsalseitig gestützt wird, die modifizierte Kiblerfalte von caudal nach cranial ausgestrichen. Der Patient sitzt in einer Neutralrotation sowie auch in einer Neutralflexionsstellung.

Nach Auffinden des segmentalen Irritationspunktes, welcher durch eine schmerzhafte Induration gekennzeichnet ist, erfolgt die funktionelle Zuordnung in Rotations-, Lordosierungsund Kyphosierungsempfindlichkeit. Hierbei wird aus der Mittelstellung bei konstantem Tasten des Irritationspunktes die Rechts- und Linksrotationsempfindlichkeit geprüft, indem der Patient aus der Mittelstellung nach rechts bzw. links in seiner Längsachse rotiert wird, bis die Bewegung unter dem tastenden Finger spürbar wird. Bei der Prüfung der Kyphosierungsempfindlichkeit erfolgt eine Kyphosierung der BWS im betreffenden Wirbel, bei der Lordosierungsempfindlichkeit eine korrespondierende Lordosierung, bis die Bewegung unter dem Finger differenzierbar wird.

Die Diagnostik kann segmental von TH 12 bis TH 4 erfolgen. Die Nomenklatur der Diagnostik entspricht der HWS, sodass sich wieder folgende Schreibweise ergibt:

TH 5 +, re., lo., Pz oder TH + 4., li., ky.

Analog dazu ist auch eine diagnostische Technik am liegenden Patienten möglich, wobei das Kopfteil um 20° abgeklappt wird und ein Aufsuchen der segmentalen Irritationspunkte von caudal nach cranial erfolgt. Die Rotationsempfindlichkeit erfolgt nun so, daß bei 90° abduziertem Arm im Glenohumeralgelenk ein Anheben des linken Armes zur Linksrotationsempfindlichkeit, ein Anheben des rechten zu einer Rechtsrotationsempfindlichkeitsprüfung herangezogen wird. Ein Anheben der Stirn nach dorsal führt zur Prüfung der Lordosierungsempfindlichkeit, eine willentlich vom Patienten ausgeführte Kyphosierungsbewegung der BWS, welche zwangsläufig zu einer Verstärkung des Muskeltonus führt, ist nur von akademischem Interesse.

Im Rahmen der Diagnostik und der Abgrenzung von funktionellen zu strukturellen Schmerzsyndromen wird ausdrücklich darauf verwiesen, dass bei Trauma, bekannter Osteoporose mit bereits erfolgter Wirbelfraktur, bekanntem Malignomleiden oder systemischer Spondylarthritis eine radiomorphologische Abgrenzung einschließlich Skelettszintigraphie und eine laborchemischen Untersuchung obligat ist.